Philosophische Betrachtung über den Rechner der Zukunft
Ich stellte in den frühen 80er Jahren die These auf, dass die Rechner der Zukunft kleine, stark erweiterbare, kleine Geräte werden würden, die im Prinzip aus einem Gehäuse bestehen würden, in die man verschiedene Komponenten je nach persönlichen Bedarf miteinander kombinieren könnte. Man könnte sich diese Geräte vorstellen wie einen kleinen Kasten, an deren Oberseite sich ein grafisches Display befinden würde und an deren Seiten man die Erweiterungen einschieben könnte. Das User-Interface würde – da ja keine Tastatur vorhanden ist – über eine Erkennung der Handschrift oder der Sprache erfolgen, wobei man sicherlich der Handschrifterkennung vielerorts den Vorzug geben würde, denn nicht jeder möchte im Zug in sein kleines Gerätchen reinbrabbeln.
Unterwegs würde man mit einem kleinen Gerät Netz unabhängig arbeiten können, Zuhause steckt man dieses Gerät in eine Station, in der man dann einen großen Monitor, eine große Tastatur usw. einstecken kann, so dass man hier auch große Mengen Text ergonomisch eingeben und arbeiten kann.
Meilensteine
Bis heute gibt es auf diesen Weg eine Menge Meilensteine, wo ich sagte: „Wow, mit dieser Idee ist mein Traum-Rechner der 80er Jahre schon wieder ein Stück mehr dran“.
Grafische PC’s
Es ist schon verdammt leichtsinnig von vielen großen Konzernen gewesen, die PC-Technik zu unterschätzen. Als ich 1981 meinen Apple ][ Europlus bekam, ist man noch in den meisten Computerfirmen davon überzeugt gewesen, dass sich die PC-Technik nicht gegen die damaligen Minicomputer (Zentralrechner mit ein paar dummen Terminals) durchsetzen werden.
Auch grafische Oberflächen, wie es Apple beim Lisa vorgemacht hatte – der zudem noch mit einer Maus anzusteuern gewesen war – konnte sich erst durchsetzen, als der neue Rechner nur noch ein Bruchteil des Lisa kostete, der Mac war 1984 gebohren.
Bei einem Betriebspraktikum bei der Firma DDC, die mittlere Datenverarbeitungsanlagen vertrieben, hatte ich eine ziemlich kontroverse Diskussion bzgl. dieser Rechnertechnik geführt. Damals wurde mir konkret gesagt, dass kein Mensch irgendwann eine grafische Oberfläche einsetzten würde, erst recht nicht im Office-Bereich und dass man Unternehmensprobleme nur mit einer Terminal-Technik realisieren könnte. Die Geschichte hat mir Recht gegeben; die Firma DDC gibt’s nicht mehr.
HP 95 / 100 / 200 LX
Die kleinen Rechner von HP sind vollwerte PCs mit einer 80C86 bis 80C186 CPUs (es wurden kompatible Derivate eingesetzt). Das, was ihn so herausragend macht, ist zum einen die Winzigkeit (er ist kleiner als ein HP 48 Taschenrechner), seine tolle Tastatur, auf der trotz der Größe man bequem mit 2-6 Fingern schreiben kann, die relationale Datenbank, die allen Applikationen zugrunde liegt (HP 200LX) und vor allem die seit dem 95LX eingesetzten PCMCIA-Karten.
Diese Karten waren für mich die Realisation meines Traums an Flexibilität, die mein Zukunfts-PC haben sollte. Es ist ein neues Modem herausgekommen? Kein Problem, kaufen und austauschen. Eine neue Grafikkarte? Eine größere Festplatte? …
EPSON Card PC
An für sich für den Industrieeinsatz gedacht hat EPSON die Card-PC’s herausgebracht. Es sind komplette PC’s in der Größe einer PCMCIA-Karte, die ihre Anschlüsse auf der Längsseite hat. Stellen Sie sich vor, Ihr Rechner ist ihnen mittlerweile zu langsam, sie gehen mit Ihren Rechnerchen in den nächsten PC Laden, ziehen die CPU-Karte und ersetzen diese durch ein aktuelles Modell – ohne die ganzen anderen Komponenten austauschen zu müssen.
Apple Newton
Tja, und dann gab’s noch den Apple Newton. Als ich zum ersten Mal in der c’t etwas über ihn las, dachte ich nur: perfekt, so wie ich mir den Rechner der Zukunft vorstellen würde.
Er war der erste Rechner überhaupt, der dem User ein Interface anbot, was komplett ohne eine Tastatur auskam. Ich wollte mich mit dieser interessanten Technik auseinander setzen, leider hat dieses Ansinnen Apple selber einen Strich durch die Rechnung gesetzt, indem sie die Preise derart hoch ansetzten, dass sich normal Sterbliche sich höchstens ein veraltetes Gerät leisten können.
Die Zukunft
Für die Zukunft stelle ich mir ein Gerät vor, was die Vorteile von folgenden Geräten in sich vereint:
- Handy
- PDA
- Notebook
- Desktop
Wie sehen die Dinger aus? Ich stelle mir einen kleineren Newton mit Antenne vor, den man Zuhause an einer Dockingstation mit einer großen Tastatur und einem 20″ TFT – Monitor betreibt und ihn einfach mitnehmen kann. Wichtig für die Zukunft ist aber die entschieden bessere Integration der einzelnen Komponenten – warum sollte es nicht möglich sein, seinem PDA zu sagen „Computer, Schreibe Fax an Musterfirma. Text: Hiermit bestätigen wir die fernmündliche Bestellung von heute.“.
Reaktion vom Rechner:
- Öffnen der Textverarbeitun,
- Suchen in der Kundendaten nach der Faxnummer der Firma Mustermann
- Erstellen der Grundgerüstes des Textes mit Anschrift und Grußformel
- Einsetzen des Textes
- Versenden via Handy (wenn mobil) oder Festnetz (zuhause).
Tolle Zukunft, nicht war?