Mein erstes Moped
Meine damalige Freundin hatte ihr Studium beendet und jobbte im Lager einer Supermarktkette. Eines Tages musste ich mit ihrem Wagen fahren, weil meiner in der Werkstatt stand. Dummerweise lag auf ihrem Weg zum Lager auf der rechten Seite ein BMW-Händler, zu dem ich als Beifahrer rüberschaute, als ich ein riesengrosses, weiß / blaues Kägeruh sah. Sofort wurde die Suzuki DR 600 R Dakar in Augenschein genommen: groß, blau, stark. Mit Kickstarter. Kultig. Billig. Prima Zustand. Groß.
Erste Eindrücke und die Probefahrt
Also, gleich am nächsten Tag die Maschine mit Carsten Probe gefahren.
Mich hatten ja schon immer Moped interessiert, die so groß waren, dass ich nur gerade mit den Füssen auf den Boden kam. So auch die DR 600 R Dakar. Leider gab’s nur einen kleinen Haken: Die Maschine hatte nur einen Kickstarter und ich ziemliche Angst vorm Kicken. Man hörte ja immer wieder, dass sich im Bekanntenkreis mache mit Kickstarten ziemliche Verletzungen zuzogen (nicht war, Gabi?), also hatte ich eine gehörige Portion Respekt davor. Vor allem aber vor einem Absterben vor eine Ampel. Welch eine Peinlichkeit (dazu unten mehr).
Erste Fahrt
Nun gut, die Maschine wurde gestartet, ich konnte mich draufsetzen und losfahren. Nach etwa einem Kilometer passierte es dann: Blubb, blubb, blubb, blubb, , , ,??? Häää??? SCH…!!!! Motor aus. Also Kickstarter rausgekramt, Mut zusammengenommen und runter das Ding. Blubb, , , blubb, , blubb, blubb … läuft … SUPER!!!
Was mich überraschte war die Sitzposition: Man fühlte sich in das Moped integriert, was vielen Fahrspaß bereitete. Auch die Vibrationen des Einzylinders traten dank Ausgleichswelle nicht unangenehm in den Vordergrund.
Also: KAUFEN!!! 3.500,- DM wechselten den Besitzer, 1.500,- DM noch mal für Klamotten und los gings!
… und offen …
Mit der ersten Inspektion wurde auch die Leistungsbeschränkung auf 27PS aufgehoben, nun sollte die Kiste 45PS haben. Einige Kumpels meinten ja, dass ich auf Aufmachen verzichten sollte, weil man den Unterschied gar nicht merken würde, ich jedoch hörte nicht auf sie und wurde mit der Erkenntnis belohnt, dass man das ganze sehr wohl merkt.
Jetzt zum richtigen Dampfhammer mutiert, zeigte sie auch gleich dem Fahrer, wo er bei der DR hängt – und zwar am Gasgriff. Ab etwa 1.500 U/min hämmerte der Einzylinder aufs Ritzel ein und riss die Kette lang. Im ersten Gang reichte unvorsichtiges Einkuppeln aus um die schönsten Wheelees zu produzieren.
Im Gelände konnte man auch mit der DR prima fahren, man konnte die allermeisten Situationen mit einer trialartigen Fahrweise meistern, da der Einzylinder im unteren Drehzahlbereich sanft und kraftvoll Leistung abgab. Einen matschigen Hang hoch? Kein Problem: Im Stehen vorm Hang einkuppeln, blubb, blubb, blubb und oben war man.
Kickstart im Winter
Ja, ja, es gibt Storys, die werden einen immer wieder hinterhergetragen, so auch diese.
Ich wollte eine kleine Tour unternehmen – natürlich im Winter. Es lag zwar Schnee, die Straßen waren aber frei und es war herrlichster Sonnenschein. Was liegt also näher als eine schöne Fahrt im Winter?
Also, schön warm eingepackt, Kickstarter rausgekramt, gekickt und los. Wenn man mit Sozius fährt, fahre ich zumindest nicht so wild umher, sondern ich versuche möglichst vorausschauend und vorsichtig zu fahren. Dabei wusste ich, dass mir meine Suzi nie auf den ersten hundert Metern ausgehen darf. Um es kurz zu machen: Die erste Kreuzung hatte mich. Blupp. Mist. Naja, eben neu ankicken. Nach einer halben Stunde war ich nicht mehr warm angezogen, sondern hüpfte vielmehr im T-Shirt auf meiner Karre rum, ohne dass die auch nur einen Mucks von sich gab. Danach habe ich die wieder nach Hause geschoben, Plane drauf (kalt war sie jetzt ja schon wieder) und mich erst mal Schmummern gelegt.
Kleine Peinlichkeit
Kumpel Carsten wollte die auch an diesem Tag fahren. Ich warnte ihn, er kam trotzdem. Ich schob sie wieder an die Straße, hüpfte, hüpfte, hüpfte … ging nicht an. Carsten: „Laß mich mal probieren …“. Er machte sich Gedanken über Motor- und Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und -Richtung, verbesserte den Standort des Ankickens, sprach ein kurzes Gebet, Dosierte den Choke, Suchte den OT, Gab ein wenig – aber nicht zuviel – Gas, schaltete die Zündung ein, kickte … kick … blubb … blubb, blubb, blubb, blubb … Sie lief!
Danach machte ich mich nie wieder über sein Startprozedere bei seiner Königswellen – Ducati lustig … naja, fast nie … außerdem füge ich immer den Satz an: Aber an hat er sie immer bekommen!
Die letzte Fahrt
Naja, und irgendwann meinte ein Golf – Cabrio – Fahrer, dass sein Auto als Linksabbieger schneller sei als eine 50 PS Enduro. Pah – stimmt nicht! Ich war schneller. Und damit es sich lohnt, habe ich ihm mein Vorderrad in den hinteren Kotflügel gerammt und habe sein Verdeck als Schanze für einen kleinen Ausflug genommen. Ergebnis: Brustkorb und Handkante geprellt, Moped i.A.
Und dann kam die DR Big …