Mist, Mist, Mist!!!

Wir wohnen ja auf einem Reiterhof. Auf dem Reiterhof gibt’s Pferde. Viele Pferde. Die Pferde fressen nicht nur, sondern irgendwann, nach zahllosen biologischen Prozessen, fällt das umgewandelte Futter aus dem Pferdchen hinten wieder raus und wird von den kleinen, fleißigen Helfern in großen gummibereiften Mulden gesammelt. Der Inhalt dieser Mulden wird dann einmal täglich zur oben erwähnten Mistplatte gebracht. Im Grunde ist die Mitplatte also eine gigantische Sammelstelle für … naja … Mist. Gesammelt werden muss das Ganze übrigens, weil der Mist nicht täglich auf die Felder aufgebracht werden kann, wo er dann hilft, dass wachsen zu lassen, was – wie schon Eingangs erwähnt – zuvor in die Pferdchen kommt. Nein, es darf nur zu bestimmten Jahreszeiten ausgebracht werden, die restliche Zeit verbringt der Mist großteils friedlich auf seiner Platte und wird nur täglich einmal beim Hinzufügen seiner Kollegen in seiner gemächlichen Ruhe gestört.

Aber: Was macht nun der Mist den Großteil des Jahres dort? Er konzentriert sich. Nicht im psychischen Sinne, dies spreche ich einmal dem Mist ab, dass er auch nur die banalsten Rechenaufgaben lösen könnte, nein Mist besteht ja vor allem aus Stroh, „feuchten Stellen“ (so ein Reiterjargon für „Pipi“ (so ein Elternjargon für „Urin“)) und Pferdeäppeln. Nunja, nach Monaten der vereinten Konzentration auf der großen Mistplatte (die bei uns misst garantiert 40x100m, die Platte) sammelt sich nach den Herbstregen und dem Winterschnee vor allem im Frühjahr eine „Flüssigkeit“ mit allem Gutem aus dem Mist. Aufgrund der Umweltauflagen müssen Mistplatten so beschaffen sein, dass sie diese „Flüssigkeit“ nicht unkontrolliert an die umliegende Natur abgeben, da dies ja nur zu bestimmten Jahreszeiten geschehen darf und wahrscheinlich auch unzweckmäßig ist (ich mag mir nicht so recht vorstellen, was die Kundschaft eines Supermarktes beim Anruch von Maiskolben aus garantiert biologischem Anbau zu sagen pflegt, wenn sich dort ein Geruch von Pferd von hinten entwickelt). In den Tagen um den April / Mai ist es allerdings hierzulande recht heiß gewesen, der Mist ist gleichmäßig auf die Felder verteilt worden und die Flüssigkeit … nunja … die Hausfrau würde jetzt wahrscheinlich etwas murmeln von „Eindicken“ oder so. Jedenfalls blieb auf der 40x100m großen Mistplatte ein etwa 20cm tiefer Teich Sirup-Konzentrat-Mist-Rest-Dings zurück.

Und auf genau diesem Teich rannten die Hunde zu, was mich wieder aus meinem Träumen über das riss, worüber ich gerade sinnierte. Das „… ich rief …“ hallte mir noch in den Ohren, als ich einen Spurt von einigen hundert Metern hinlegte. Als ich um die Ecke bog, sah ich die Ausmaße meiner allerschlimmsten Befürchtungen: Gina lag mittlerweile in Sirup, kein Haar war mehr trocken, Yankee hüpfte lustig im kühlenden Nass umher. Ja, gekühlt musste es haben, denn die Konsistenz glich ja dem der Kühlmodule aus diesem Gelezeug.

Ich dachte nach.

Besser jetzt denken, als etwas falsch zu machen, denn ich wollte auf keinen Fall so aussehen, wie die Hunde, die mich gerade voller Tatendrang ansahen. Schlimme Szenarien spielten sich in meinem Gedanken ab: Hund – auf mich zu galloppierend – hochspringen – Spielaufforderung. Nein, das wäre wirklich schlimm.

Also beschritt ich eine andere Strategie: Vorsichtiges heranrufen der … Schweine … (als Hunde waren sie nicht mehr so auf den ersten Blick erkennbar). Die erste Geruchsaufnahme bestätigten übrigens auch meine visuellen Eindrücke vom Ausmaß der Aktion. Ich nahm Yankee am Halsband und schickte Gina vorweg. In der Nähe der Mistplatte ist schon der Stall, die Tür stand offen. Direkt hinter der Tür mein Begehr: Zwei Pferdewaschplätze. Ich habe sie mir noch nie so herbeigesehnt! Yankee den Haltestrick eingeklickt, Gina als erstes unter die Dusche und erst einmal ordentlich abgebraust, immer zum Sprung bereit, wenn sie sich schüttelte. Dann war Yankee dran. Zumindest kann er mit dem Kommando „Steh“ etwas anfangen. Dann auch noch Gina angebunden, von oben Hundeshampoo geholt und beide zweimal durchshamponiert. Das Fell sah zwar klasse aus, Geruchsneutral war es aber immer noch nicht, dieses Gefühl stellte sich erst nach ein paar Tagen ein.

Apropos nach ein paar Tagen: Da hatte Yankee im Alleingang noch ein tolles Sirup-Bad genommen …

… und … nein, ich hatte nicht dran gedacht, Fotos zu machen, meine Gedanken waren wirklich scheußlicher Natur …